Studie untersucht Ausbreitung des Corona-Virus auf der Diamond Princess

Die Saga Sapphire (hier in Barcelona) ist das Schwesterschiff der Diamond Princess
Die Saga Sapphire (hier in Barcelona) ist das Schwesterschiff der Diamond Princess

Nach dem Corona-Ausbruch an Bord der Diamond Princess ist Ende Juli eine Studie erschienen, die die Ausbreitung des Coronavirus auf einem Kreuzfahrtschiff untersucht. Wir haben uns das englische Original angesehen und für euch aufbereitet.

Die Studie von zwei Forschungsinstituten in den USA kommt zu dem Schluss, dass das Coronavirus an Bord der Diamond Princess hauptsächlich über Aerosole verteilt worden ist. Dem Papier zufolge wurden Aerosole über kurze, mittlere und lange Strecken ungefähr in gleicher Menge übertragen. Die Übertragung der Viren über kontaminierte Oberflächen spielte demnach eine untergeordnete Rolle.

Corona-Ausbruch auf der Diamond Princess im Februar 2020

Auf der Diamond Princess kam es im Februar 2020 zu einem Ausbruch von Covid-19, während das Schiff rund um Japan unterwegs war. Die Diamond Princess wurde daraufhin im Hafen von Yokohama unter Quarantäne gestellt. 712 der insgesamt 3711 Passagiere und Crewmitglieder wurden an Bord positiv getestet, weitere 57 nach Verlassen des Schiffes.

Die nun veröffentlichte Studie stammt von Forschern an der Harvard T.H. Chan School of Public Health und des Department of Civil, Architectural, and Environmental Engineering am Illinois Institute of Technology. Das englischsprachige Original ist hier zu finden. Die Arbeit ist aktuell eine Vorab-Veröffentlichung und noch nicht „peer-reviewed“, also von weiteren Wissenschaftlern geprüft und kritisiert.

Aus Sicht der Forscher lässt die geschlossene Umgebung des Kreuzfahrtschiffes gute Rückschlüsse auf die Verbreitungswege des Virus zu: „Das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess ermöglicht eine einzigartige Fallstudie über eine geschlossene Umgebung mit einer bekannten Anzahl von Passagieren, Besatzungsmitgliedern und Covid-19-Fällen im Laufe der Zeit, die durch hohe Testraten und ein relativ hohes Maß an Wissen über mehrere wichtige menschliche und gebaute Umweltfaktoren entdeckt wurden.“

Wie mittlerweile bekannt ist, wurde der Covid-19-Ausbruch auf einen einzigen Passagier aus Hongkong zurückgeführt, der das Schiff am 20. Januar in Yokohama bestieg und dann am 25. Januar in Hongkong wieder verließ. Er zeigte vor dem Boarding Symptome wie Husten und wurde am 1. Februar in Hongkong positiv auf COVID-19 getestet. Die ersten 10 Fälle wurden am 4. Februar nach Ankunft des Schiffes im Hafen von Yokohama bestätigt. Die im Labor bestätigten Fälle von COVID-19 führten zu einer 14-tägigen Quarantäne der Passagiere an Bord der Diamond Princess. Dabei mussten die Passagiere hauptsächlich in ihren Kabinen bleiben.

Ausbreitung von Corona auf Kreuzfahrtschiff mit Modellen simuliert

Für die Studie fertigten die Forscher mehrere Computermodelle, um die Verläufe der Fallzahlen unter verschiedenen Umständen in der gegebenen Umgebung des Schiffes zu modellieren. Dadurch konnten Rückschlüsse auf die Übertragungswege gemacht werden. Die Modelle der Übertragungsmodi zeigten, dass Kurzstrecken-, Langstrecken- und Mikrobenübertragung zu infizierten Fällen an Bord des Schiffes über den gesamten Simulationszeitraum 35%, 35% bzw. 30% beitrugen. Die mittleren Schätzungen der Beiträge großer Atmungströpfchen und kleiner Atmungsaerosole betrugen 41% bzw. 59%. Laut der Studie mache „die Aerosolübertragung sowohl über kurze als auch über lange Distanzen mehr als 70% der gesamten Krankheitsübertragung aus“.

Die Quarantäne hatte Auswirkungen auf die Verbreitungswege der Krankheit. Nach Beginn der Passagierquarantäne war die Kurzstreckenübertragung der vorherrschende Modus, wenn auch in erster Linie aufgrund der Übertragung von Aerosolen und nicht von Tröpfchen.

„Obwohl Kreuzfahrtschiffe einzigartig gebaute Umgebungen mit hohen Belüftungsraten und ohne Luftumwälzung darstellen, unterstreichen diese Ergebnisse die Bedeutung der Umsetzung von Maßnahmen im Bereich des öffentlichen Gesundheitsschutzes“, heißt es in den Studienergebnissen. Hauptsächlich gehe es darum, die Inhalation von Aerosolen zu vermindern.