CEO Fritz Joussen über die Kreuzfahrt-Zukunft der TUI Group

Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI AG. Foto: TUI Group

Die TUI Group hat das Kreuzfahrtgeschäft schon vor einiger Zeit für sich entdeckt und spätestens mit der Gründung von TUI Cruises vor einem Jahrzehnt beschlossen, in dieser Branche stark zu wachsen. Mittlerweile gehören mit TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und Marella Cruises drei Kreuzfahrtmarken mit insgesamt 16 Schiffen zur TUI Group. Bei den TUI Storys hat der Vorstandsvorsitzende der TUI Group, Fritz Joussen, über die Rolle der Kreuzfahrt für den Tourismuskonzern gesprochen.

Dabei wird klar, dass Joussen künftig noch stärker auf den Urlaub auf See setzen wird. „Kreuzfahrten bleiben ein Zukunfts- und Wachstumsmarkt – auch im nächsten Jahrzehnt. Darauf bereiten sich TUI und TUI Cruises vor. Deutsche und Europäer entdecken diese Form des Reisens erst seit ein paar Jahren. Neue Zielgruppen entstehen, auch Familien und jüngere Menschen interessieren sich heute für Reisen auf See“, wird der CEO bei den TUI Storys zitiert.

Die MS Europa in der Hamburger Hafencity
Die MS Europa in der Hamburger Hafencity

Wachstum durch Neubauten

Auf weiteres Wachstum bereitet sich die TUI Group auch mit langfristigen Bestellungen von Neubauten vor. Nachdem TUI Cruises zuletzt in 2014 die heutige Mein Schiff 1 und die kommende Mein Schiff 2 bei der Werft Meyer Turku in Auftrag gegeben hatte, hat die Reederei in diesem Jahr mit der Mein Schiff 7 und jüngst zwei Schiffen mit LNG-Antrieb bereits drei Schiffe bei unterschiedlichen Werften geordert. Während die Mein Schiff 7 2023 von Meyer Turku abgeliefert wird, sind die zwei noch namenlosen Schiffe für 2024 und 2026 geplant und werden von Fincantieri in Italien gebaut.

Das Heck der Neuen Mein Schiff 1 von TUI Cruises mit dem neuen Diamanten
Das Heck der Neuen Mein Schiff 1 mit dem neuen Diamanten

Dazu kommen nun insgesamt drei Expeditionskreuzfahrtschiffe für die Hamburger Luxusreederei Hapag-Lloyd Cruises. 2019 werden die Hanseatic nature und Hanseatic inspiration abgeliefert, 2021 folgt die Hanseatic spirit. Einzig die britische TUI-Kreuzfahrtgesellschaft Marella Cruises muss bisher auf Neubauten verzichten. Mit der Übernahme der ehemaligen Mein Schiff 1 von TUI Cruises als Marella Explorer im Frühjahr 2018 und der 2019 folgenden Marella Explorer II, die aktuell als SkySea Golden Era in China fährt, wird aber auch die Flotte von Marella etwas jünger. Die beiden Schiffe gehören zur sogenannten Century-Klasse, die Mitte der 1990er-Jahre von der Meyer Werft für Celebrity Cruises gebaut wurden. Die jetzige Mein Schiff 2 und künftige Mein Schiff ♥ komplettiert diese Schiffsklasse. Aktuell sind für Marella Cruises nach 2019 keine Zugänge in der Flotte geplant.

Später Einstieg der TUI Group bei LNG-Antrieb

Durch den Einsatz von LNG ab 2024 ist TUI Cruises eine Reederei, die im Vergleich mit anderen Reedereien wie AIDA Cruises, Costa Crociere und MSC Kreuzfahrten recht spät die ersten LNG-betriebenen Schiffe in Dienst stellen wird. Aber bereits die Neubauten seit der Mein Schiff 3 verfügen über sehr gute Umwelttechnologien. Fritz Joussen dazu: „Dies ist eine konsequente Weiterführung unserer Umweltstrategie. TUI Cruises verfügt aber bereits heute über eine der modernsten und umweltfreundlichsten Kreuzfahrtflotten weltweit: Alle bisherigen und zur Indienststellung bis 2023 geplanten Kreuzfahrtschiffe zeichnen sich durch ihr Energie-Effizienz aus und verbrauchen rund 30 Prozent weniger Treibstoff als Schiffe vergleichbarer Größe. Darüber hinaus sind sie mit kombinierten Abgasnachbehandlungssystemen ausgestattet. Dadurch werden Schwefelemissionen um bis zu 99 Prozent, die Stickoxidemissionen um bis zu 75 Prozent und den Partikelausstoß um bis zu 60 Prozent verringert.“

Die Mein Schiff 3 an ihrem Liegeplatz in Abu Dhabi
Die Mein Schiff 3 an ihrem Liegeplatz in Abu Dhabi

Neben dem bloßen Wachstum verändert sich durch den großen Einstieg in die Kreuzfahrtbranche zum Teil auch das Geschäftsmodell der TUI Group. „Wir sind heute Entwickler, Investor und Betreiber von Hotel- und Kreuzfahrtgesellschaften, statt wie früher Händler. Das macht die TUI profitabler und wir verdienen unser Geld heute gleichmäßiger über zwölf Monate verteilt. Im vergangenen Geschäftsjahr steuerten die Hotels und die Kreuzfahrtgesellschaften rund 60 Prozent unseres bereinigten Ergebnisses bei“, bilanziert Joussen. Somit wird ein Großteil der Konzerngewinne durch Urlaub auf See erwirtschaftet.

Diese Strategie wird vertikale Integration genannt und von Unternehmen zumeist angewandt, um Kontrolle über die Produktqualität zu gewinnen und die Gewinnmarge zu erhöhen. „Die Mein-Schiff-Flotte hat ihren eigenen hohen Standard. Außen ist das Schiff vor allem Stahl von der Werft, innen wird es von TUI Cruises gestaltet. Das Design, die Restaurants, die Sport- und Wellnesskonzepte, all das ist die Handschrift von TUI Cruises. Das schafft die enorme Differenzierung beim Gast und führt zu extrem guter Auslastung“, sagt Joussen dazu.

Hohe Auslastung und steigende Preise

Und ein Blick in die Berichte der TUI Group untermauert diese Zahlen. Zur Taufe der Mein Schiff 1 in Hamburg hat die TUI Group für Aktionäre eine Präsentation mit wichtigen Kennzahlen zu ihrem Kreuzfahrtgeschäft veröffentlicht. Daraus wird deutlich, dass TUI Cruises trotz aller Kapazitätszuwächse die Auslastung konstant bei etwa 102 Prozent (gemessen an Doppelbelegung) halten und den durchschnittlichen Tagespreis zwischen 2014 und 2018 leicht von 171 Euro auf 173 Euro steigern konnte. Die Nachfrage ist also groß genug, alle neuen Kapazitäten sofort zu belegen. Zudem lag laut diesem Papier die Rate von Wiederholern bei TUI Cruises bei 40 Prozent.

Besonders deutlich sind die Preissteigerungen in diesem Zeitraum bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Dort hat man die durchschnittliche Tagesrate von 450 Euro auf 594 Euro erhöhen können und gleichzeitig die Auslastung von 68,2 Prozent auf 76,7 Prozent gesteigert.

Der dritte Expeditionsneubau von Hapag-Lloyd Cruises heißt Hanseatic Spirit. Grafik: Hapag-Lloyd Cruises
Der dritte Expeditionsneubau von Hapag-Lloyd Cruises heißt Hanseatic Spirit. Grafik: Hapag-Lloyd Cruises

Kreuzfahrten haben zudem einen weiteren Vorteil für die TUI Group, wie Joussen beschreibt: „Kreuzfahrten werden über das ganze Jahr gebucht, die sonst in der Touristik übliche Saisonalität entfällt.“ Weil die Kreuzfahrtschiffe flexible einsetzbar sind, und die TUI Group keine Zimmer in Hotels einkaufen muss, sind die Schiffe auch so etwas wie eine „flexible Destination“, sodass man auf Nachfrageverschiebungen besser reagieren kann.

Der TUI-CEO hat in den TUI Storys zwar viel gesagt, das bereits bekannt war, aber auch einige Dinge angesprochen, die den meisten Passagieren wohl bisher verborgen waren. Dank der wachsenden Bedeutung von Kreuzfahrten im TUI-Konzern darf man sicherlich gespannt sein, was die Zukunft bei TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und Marella Cruises bringen wird.

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